Rinaldo Alessandrini, Gründer und künstlerischer Leiter des angesehenen Concerto Italiano, gilt als einer der führenden Barock-Spezialisten. Seit einigen Jahren widmet er sich auch vermehrt dem symphonischen Repertoire des 18. und 19. Jahrhunderts. In Grafenegg, wo er am Karfreitag das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich sowie den Arnold Schoenberg Chor dirigiert, ist er als Bach- und Mozart-Interpret zu erleben. Das Konzert bildet den Auftakt zum ersten «Grafenegger Frühling». Im Kurzinterview spricht er über die Energie des Frühlings, sein Leben «in D-Dur» sowie Mozart.
Herr Alessandrini, Sie sind ein Spezialist der Barockmusik, in der die Tonartencharakteristik elaboriert wurde. In welcher Tonart steht Ihr Leben?
Alessandrini: Selbstverständlich in D-Dur. Fröhlich und kämpferisch, um es mit den Wörtern von Charpentier auszudrücken. Zumindest was die Musik betrifft.
Frühlingsputz – starten Sie «aufgeräumt» in die warme Jahreszeit?
Alessandrini: Ich versuche eigentlich, mit Beginn des Frühlings so viel Zeit wie möglich außerhalb meiner Wohnung zu verbringen, besonders in meinem Haus auf dem Land. Winter ist die Jahreszeit, die ich benutze, um Ordnung zu schaffen. Frühling und Sommer brauche ich, um mich mit Energie einzudecken.
Was verbinden Sie mit Ostern?
Alessandrini: Der Ritus und die Feier der Wiedergeburt und Auferstehung gehören nicht nur zu den christlichen Religionen, sondern waren seit immer Teil jener Rituale, die mit dem Frühlingsanfang, der Tag- und Nachtgleiche sowie dem Winterende verbunden waren. Es ist natürlich, physiologisch, nach der Winterpause neue Energien zu suchen und im Sonnenlicht neue Kräfte zu «tanken», als ob man einen Winterschlaf oder eine Klausur beenden würde. Ich denke, dass die Freude, mit der man diese Jahreszeit als immer neue Überraschung erlebt, allen Menschen gemeinsam ist und dass sich dies nicht so einfach ändern wird.
Wie würden Sie das Faszinosum «Mozart-Requiem» erklären?
Alessandrini: Mozarts Requiem ist eine Musik, die von übernatürlicher Schönheit spricht und die Textbilder des Requiems deutlich und wirkungsvoll abbildet. Eigentlich bedarf es keiner großen Erklärung. Mozarts Musik kann, um es mit Worten zu beschreiben, sehr «konformistisch» sein, aber auch sehr revolutionär und sehr komplex. Sie ist definitiv nicht weniger komplex und innovativ als die Musik des frühen neunzehnten Jahrhunderts.
Ich mag die Idee, dass in Mozarts Talent dunkle und unerklärliche Seiten bleiben. Wir können nicht immer alles verstehen, was uns umgibt. Manchmal sollten wir akzeptieren, dass wir mit etwas Größerem als uns selbst zu tun haben und dadurch Respekt und Bewunderung ausdrücken.
Übersetzung: Caterina Hilgenberg
Konzert-Tipp:
Fr 30.März 2018,18.30 Uhr
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Arnold Schoenberg Chor
Anna Lucia Richter, Sopran
Marianne Beate Kielland, Mezzosopran
Yorck Felix Speer, Bass
Jeremy Ovenden, Tenor
Rinaldo Alessandrini, Dirigent
Programm
Johann Sebastian Bach:
«Christ lag in Todesbanden» Kantate zum 1. Ostertag BWV 4
Wolfgang Amadeus Mozart:
Requiem für Soli, gemischten Chor und Orchester d-Moll KV 626
Karten:
Mozart-Requiem