In Ungarn wurde er geboren, mittlerweile ist er auf der ganzen Welt zu Hause: Der Trompeter Gábor Boldoczki hat sich nicht nur als virtuoser Musiker einen Namen gemacht, sondern gilt auch als Garant für spannende Programmzusammenstellungen. Einen Schwerpunkt in seiner regen Konzert-Tätigkeit nimmt die Barockmusik ein, seit vielen Jahren ist er aber auch ein gefragter Solist für Werke zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten. So haben ihm zum Beispiel Krzysztof Penderecki, Fazil Say und Georg Pelecis Trompetenkonzerte gewidmet. In Grafenegg führt er am 3. August das Publikum gemeinsam mit der Cappella Gabetta unter dem Titel «Pompöse Lebenslust» an die Höfe des barocken Frankreichs.
INTERVIEW
Es fällt auf, dass Sie Ihre CDs und Konzertprogramme oft bestimmten Regionen widmen, u.a. Böhmen, Italien und dem Orient. Woher kommt das?
Boldoczki: Mich reizt es, zu neuen Ufern aufzubrechen. Programme, die bestimmten Themen gewidmet sind, führen in der Regel zu spannenden Entdeckungen. Im Zuge von umfangreichen Recherchen stoße ich immer wieder auf Meisterwerke von unbeschreiblicher Schönheit, die trotz ihres hohen musikalischen Wertes weitgehend unbekannt geblieben sind. Ihre Schöpfer stehen zwar oft im Schatten einiger weniger «Starkomponisten», als Zeitgenossen und Wegbereiter haben sie aber ebenfalls zu Entwicklung des jeweiligen Stils oder der jeweiligen Schule beigetragen und in weiterer Folge auch das Fundament für spätere Generationen gelegt. Auf meiner jüngsten CD habe ich zum Beispiel den böhmischen Barock und die böhmische Frühklassik in den Fokus gerückt, die bis Antonín Dvořák, Bedřich Smetana oder auch Gustav Mahler ausstrahlen.
In Grafenegg erweisen Sie höfischer Musik aus Frankreich Reverenz. Nach welchen Überlegungen haben Sie dieses besondere Programm zusammengestellt?
Boldoczki: Wer von Barockmusik spricht, meint damit zuallererst die italienischen Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts oder Johann Sebastian Bach. Aber selbstverständlich hat es auch an anderen Orten Europas ein reges musikalisches Leben & Treiben gegeben. Zum Beispiel am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Das Vorbild Italiens ist natürlich prägend, aber die französischen Komponisten haben sich sehr darum bemüht, eine eigene musikalische Sprache zu finden, mitunter sogar mit eigenen Verzierungen. Da sieht man sehr schön, dass in Frankreich nicht erst im Impressionismus die Farbe in die Musik kam, sondern schon viel früher schillerte und glänzte. Das einer breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen, ist der Antrieb für dieses Programm.
Sie sind selbst Vertreter der sogenannten historisch informierten Aufführungspraxis, spielen aber in Grafenegg auch Werke, die gar nicht für Trompete geschrieben wurden, sondern von Ihnen arrangiert. Wie geht das zusammen?
Boldoczki: Im Barock gab es zwar stilistische Prinzipien, das musikalische Leben war aber von großer Flexibilität geprägt. Anlassbezogen fertigten die Komponisten unterschiedliche Versionen ihrer Werke an – bis hin zu Johann Sebastian Bach. Wenn zum Beispiel ein Geigensolist erkrankte, sprang für seinen Part ein Trompeter ein. Für das aktuelle Programm habe ich ein Oboen- und ein Flöten-Konzert transkribiert – wobei es da im Wesentlichen nur darum geht, eine Tonart zu finden, die der Trompete oder dem Flügelhorn besser liegt, aber dem Charakter der Grundtonart ähnlich ist.
In Grafenegg werden Sie in freier Natur konzertieren. Welchen Stellenwert hat Natur in Ihrem Leben ganz allgemein?
Boldoczki: Die Natur ist eine große Inspirationsquelle für mich. Ich bin viel auf Reisen und verbringe die meiste Zeit in Städten. Die Natur ist der ideale Rückzugsort, sie bietet mir, zum Beispiel bei Wanderungen, Ausgleich zum geschäftigen Treiben des Alltags. In Grafenegg nun inmitten einer beeindruckenden Naturkulisse auftreten zu dürfen, hat natürlich einen besonderen Reiz. Ich freue mich schon sehr auf den 3. August!
SA 03 AUGUST 2019 | 20.00 Uhr | WOLKENTURM
CAPPELLA GABETTA
GÁBOR BOLDOCZKI, Trompete
ANDRÉS GABETTA, Violine, Leitung
Werke von Jean-Philippe Rameau, Jean-Marie Leclair, Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, Michel Corrette und Michel Blavet
Karten & Tickets: grafenegg.com